Haiti: Kinderdorf evakuiert – Kinder in Sicherheit
Die Gewalt in Haiti hat ein neues Ausmaß erreicht: Ende August musste unser Kinderdorf in Kenscoff innerhalb weniger Stunden evakuiert werden. Unter Polizeischutz konnten alle Kinder und Mitarbeitenden in Sicherheit gebracht werden.
Die Kinder sind nun behelfsmäßig in einer unserer Schulen untergebracht. Wir sind dankbar, dass sie aus der akuten Gefahr heraus sind – doch sie konnten kaum etwas mitnehmen. Es fehlt am Nötigsten: Matratzen, Kleidung, Lebensmittel.
Die Lage zeigt deutlich: Eine Rückkehr ins Kinderdorf ist mittelfristig nicht möglich. Wir arbeiten daher mit Hochdruck daran, für die Kinder ein neues, sicheres Zuhause zu schaffen.
Die Situation in Haiti eskaliert
In den letzten Monaten hat sich der Terror bewaffneter Banden in und um die Hauptstadt Port-au-Prince extrem verstärkt. Immer wieder kommt es zu Gewalt-Eskalationen. Familien werden aus ihren Häusern vertrieben, Wohnhäuser werden geplündert oder niedergebrannt. Menschen werden verletzt, verschleppt oder Opfer von Übergriffen. Kinder und Familien sind heimatlos auf der Flucht.
Lange konnten wir uns im abgelegenen Kenscoff im Kinderdorf noch sicher fühlen. Wir haben unter anderem die Außenmauern verstärkt und die Wasserversorgung verbessert, um unabhängiger von Lieferungen zu sein. Krankenhäuser, Kirchen und Hilfsprojekte blieben bisher verschont – es herrschte ein gewisser Respekt vor den Institutionen und Helfern.
Entführung der Mitarbeiterinnen
Anfang August drangen bewaffnete Gangmitglieder ins Kinderdorf ein und entführten acht Mitarbeiterinnen, darunter die Leiterin unserer Programme für Kinder mit Behinderungen. Die Kinder und Jugendlichen blieben glücklicherweise unversehrt. Nach knapp vier Wochen konnten alle Kolleginnen freigelassen werden. Sie sind körperlich unversehrt, doch die mentale Heilung wird noch Zeit brauchen. Wir sind voll Bewunderung für ihre Stärke und Resilienz.
Evakuierung des Kinderdorfes
Während der Wochen der Bedrohung stand das Kinderdorf unter ständiger Beobachtung durch die kriminellen Gangs. Ende August ordnete die Polizei die Evakuierung an. Innerhalb weniger Stunden mussten Kinder und Mitarbeitende das Kinderdorf verlassen. Dank der schnellen Unterstützung der Polizeikräfte gelang die Evakuierung ohne Verletzte.