Doppelte Freude zu Weihnachten im Familienzentrum

Doppelte Freude an Weihnachten

Das nph-Familienzentrum in Honduras feiert das erste Weihnachtsfest seit der Eröffnung. Das Team und die Familien in seiner Obhut freuen sich schon auf das Heilige Fest.

Der kleine Jefry ist mit zerebraler Kinderlähmung zur Welt gekommen, einer Schädigung, die unter anderem die Koordination beeinträchtigt. Wegen ihrer ruckartigen, oft unkontrolliert wirkenden Bewegungen werden Erkrankte auch Spastiker genannt. Jefry lebt als mittlerer von drei Brüdern mit seinen Eltern im kleinen ländlich gelegenen Ort Mata de Plátano. Weil er nicht sprechen kann, imitiert er Katzen, um zu kommunizieren. Ganz klar: Der Junge braucht Unterstützung.

Und zum Glück hat im Sommer in der Nähe das nph-Familienzentrum San José eröffnet. Schon während der Bauarbeiten nahm das nph-Team Jefry unter seine Fittiche: Der Physiotherapeut besuchte Jefry zuhause, um ihm dabei zu helfen, gehen zu lernen. Denn das Gehen bereitet dem Jungen aufgrund seiner schiefen Grundhaltung Schwierigkeiten. Aber er macht Fortschritte und kann schon zum Familienzentrum laufen. Seine Haltung hat sich verbessert, weshalb er auch seine Arme besser bewegen und nutzen kann. Er kann Farben und Formen erkennen; er braucht seine Katzensprache immer seltener. Der Physiotherapeut hat die Familie in die Therapie eingebunden: Heute wissen sie, wie sie Jefry auch zuhause unterstützen können – und das macht seine Fortschritte zu nachhaltigen Erfolgen. 

Amy Gonzales - Leitung des Familienzentrums

Amy Gonzáles leitet das nph-Familienzentrums seit seiner Eröffnung im Sommer 2020.

Unterstützung für arme Bauernfamilien in Honduras 

Die von Jefry ist eine Erfolgsgeschichte von vielen. Das Familienzentrum San José eröffnete im Sommer 2020 in dem kleinen ländlich gelegenen Ort Mata de Plátano. Das liegt 55 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tegucigalpa im Zentrum des Landes. Etwa 450 Familien leben hier von der Landwirtschaft, vor allem vom Mandarinenanbau. Um nach Mata de Plátano zu kommen, muss man zunächst auf der Hauptstraße fahren und dann noch rund 45 Minuten auf einer unbefestigten Straße. Das zeigt, wie abgelegen der Ort und seine Bewohner sind – oft auch abgeschnitten von Hilfsangeboten und Unterstützung für Menschen mit Behinderungen.

Als sich im vergangenen Jahr die Türen des Familienzentrums zum ersten Mal für die künftigen Nutzerinnen und Nutzer öffneten, fanden sie dann zunächst einige Kinder mit Behinderungen vor. Die Leiterin des Zentrums, Amy Gonzáles begann daraufhin, mit den Menschen in der Nachbarschaft zu sprechen. Kontakte kamen über örtliche Schulen zustande. Außer der Leiterin arbeiten im Familienzentrum ein Psychologe, ein Physiotherapeut und ein Erzieher. Sie verschafften sich gemeinsam einen Überblick über alle Familien, die sie kennengelernt hatten, und beschlossen, welche Kinder und ihre Familien sie mit ihrem Angebot unterstützen würden.

Familien zu stärken heißt Kinder zu stärken

Diese Vorgehensweise hatte auch den Vorteil, dass das Team persönliche Kontakte mit den Eltern und Verwandten aufbauen konnte. Jetzt bietet es Nachhilfeunterricht und psychologischer Betreuung an. „Wir könnten das Projekt ohne die Unterstützung der Eltern nicht erfolgreich durchführen. Es ist wichtig, dass sie an Bord sind“, sagt Amy Gonzáles.

„In letzter Zeit hatten wir auch Gelegenheit, mit Lehrerinnen und Lehrern aus der Nachbarschaft zu arbeiten“, ergänzt die Leiterin des Familienzentrums. „Wir haben Allianzen mit den Schulen geschmiedet und dem Lehrpersonal geholfen, erfolgreicher mit den Lernverzögerungen der Kinder umzugehen. Es gab Kinder in der sechsten Klasse, die weder lesen noch schreiben konnten. Durch unsere Initiative konnten sie große Fortschritte machen.“ 

Die Familien im Dorf sind meistens sehr arm; von Landwirtschaft und Obstanbau können sie nicht genug verdienen, um besondere Ausgaben oder einen Internetanschluss zu bezahlen. Deshalb stellt das Familienzentrum den Kindern eine Internetverbindung zur Verfügung, damit sie – unterstützt vom Betreuer – dort ihre Hausaufgaben machen können.

Mädchen ermutigen, ihren Bildungsweg zu gehen

Im Rahmen des Programms „Chicas Poderosas“ sollen bei nph Mädchen und junge Frauen besonders gestärkt und gefördert werden. Dieses Programm gibt es nun auch im San José Familienzentrum. Die Mädchen lernen berufliche Fähigkeiten, nehmen an Workshops zu allgemeiner Lebensführung teil und haben einen sicheren Raum für Austausch zu Themen, die sie beschäftigen. 

Kinder zu Weihnachten im Familienzentrum

Weihnachten in Lateinamerika ist eine bunte, fröhliche Angelegenheit. Hier posieren schon einige Kinder im Familienzentrum für ein Foto.

„Am Anfang waren es 13 Mädchen und heute sind es schon 24. Die meisten von ihnen folgen der Beratung, die sie im Familienzentrum erhalten haben, und gehen zur Schule. Im Familienzentrum fühlen sie sich angenommen, sicher und sie wissen, dass sie frei über alles sprechen können, was sie bewegt oder verunsichert. Zuhause können sie das oft nicht tun. Der Mangel an Bildung insbesondere bei den Mädchen war eine echte Herausforderung für uns. Denn in den Dörfern ist es üblich, dass die Mädchen nach der sechsten Klasse schon die Schule verlassen, um zu heiraten. Dann sind sie ungefähr zwölf Jahre alt. Wir raten ihnen, weiter zur Schule zu gehen und etwas für ihre Zukunft zu tun“, fügt Amy Gonzáles hinzu. 

Solidarische Unterstützung für arme Familien im Ort

Das Team gibt sich alle Mühe, eine positive Veränderung für die Dorfgemeinschaft von Mata de Plátano zu bewirken. Sogar schon während der ersten Covid-19-Welle startete das Team vom Familienzentrum die Intiative „Manos Solidarias“, zu Deutsch „Solidarische Hände“. Um die Einkommenslücken durch die Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus etwas abzufedern, unterstützt das Familienzentrum die betroffenen Familien mit einem monatlichen Lebensmittelkorb. Außerdem können die Dorfbewohner lernen, wie sie sich in Gemeinschaftsgärten selbst versorgen können.

Team des Familienzentrums

Das Team des nph-Familienzentrum in Honduras ist diszipliniert und wahrt auch auf dem Foto die Corona-Schutzmaßnahmen.

„Als Leiterin des Familienzentrum stehe ich täglich vor neuen Herausforderungen. Gleichzeitig bin ich glücklich darüber, dass ich den Ärmsten der Armen im Rahmen des nph- Familienzentrums mit meiner Arbeit helfen kann. 83 Familien und 305 Einzelpersonen erhalten Hilfe von uns. Das ist ein tolles Ergebnis in dieser Zeit“, sagt Amy Gonzáles.

Jefry und seine Familie freuen sich auf Weihnachten

José Mario ist der Vater vom kleinen Jefry mit der zerebralen Kinderlähmung. Sein Fazit ist ebenfalls positiv, und mehr als das: „Für mich ist es ein Segen, Teil der nph-Familie zu sein. Das Familienzentrum ist ein wahres Gottesgeschenk, etwas, wofür ich immer gebetet habe. Bevor das Familienzentrum eröffnet hat, habe ich keine Hoffnung gehabt, meinem Jungen jemals helfen zu können. Heute ist diese Hilfe zu uns gekommen, und darüber bin ich glücklich. Ich danke dem Team vom Familienzentrum, nph und den Spendern!“

Dieses Jahr freut sich José Mario auf Weihnachten. Er sagt: „Ich habe einen neu geborenen Sohn und eine neue Familie, die meine bei sich aufgenommen hat. Ich bete zu Gott für all die Menschen, die uns ihre Liebe und Fürsorge schenken.“

Die Namen der Kinder wurden geändert, um ihre Identität zu schützen.

In diesem Jahr ist Ihre Unterstützung besonders wertvoll. Denn: Der Umgang mit der Coronapandemie hat die nph-Familie vor viele neue Herausforderungen gestellt. Wir bitten Sie deshalb, die Arbeit des Teams in Honduras zu unterstützen, damit Kinder wie Jefry die Hilfe bekommen, die sie brauchen.