Duerre Felder

Dürre in Lateinamerika führt zu Hunger

Interview von Dagmar Schneider (DS) mit Eva Hilla de Menacho (EHM), NPH Kinderhilfe Lateinamerika

DS: Wie ernst ist die Lage für die Menschen in Zentralamerika?
EHM: „Die Lage ist sehr, sehr ernst. Zentralamerika leidet unter der schlimmsten Dürre seit 30 Jahren. Die Dürre hat zu sehr krassen Ernteausfällen geführt, von bis zu 90 Prozent in einigen Staaten, vor allem Bohnen, Kartoffeln, Mais. In Guatemala wurde auch der Notstand ausgerufen vor einigen Wochen aufgrund dieser Lebensmittelknappheit. Die Mitarbeiter des UN-Welternährungsprogramms gehen davon aus, dass in Honduras, Guatemala, und El Salvador bereits circa 2,8 Millionen Menschen unter der Dürre leiden. Dazu kommen noch einige Millionen in Nicaragua und auch in Südamerika, zum Beispiel Kolumbien.“

DS: Mit welchen weiteren Auswirkungen rechnen Sie?
EHM: „Wir haben natürlich vor allem Schäden in der Landwirtschaft – und die gehen in die Millionen. Gerade vielen Kleinbauern ist die Existenzgrundlage entzogen worden: Sie haben kein Einkommen mehr, sie können keine Vorräte anlegen, sie müssen auf lokalen Märkten einkaufen gehen. Weitere Folgen sind natürlich die Lebensmittelknappheit und eine Steigerung der Preise der Grundnahrungsmittel. Also, in Nicaragua ist der Preis für rote Bohnen um 129 Prozent gestiegen. Die Staaten versuchen natürlich, Hilfe zu leisten, auch das UN-Welternährungsprogramm leistet Nahrungsmittellieferungen – aber es reicht einfach nicht aus. Und die, die am schlimmsten betroffen sind, sind oft eben die Kinder. In Guatemala haben wir allein eine halbe Millionen Kinder unter fünf Jahren, die von Unterernährung bedroht sind – und das wird natürlich durch diese Dürre noch gravierender.“

DS: Konnten Wetterexperten diese lange, trockene Phase denn nicht vorhersehen?
EHM: „Also, Dürren sind ein wiederkehrendes Phänomen, es ist nicht unbekannt, aber sie sind sehr, sehr schwer vorherzusagen. Dazu kommen Klimaphänomene wie El Niño und die Auswirkungen des Klimawandels. Der Klimawandel hat die Jahreszeiten durcheinandergebracht und sorgt für solche unvorhersehbaren Dürren. Man versucht natürlich, was dagegen zu machen auf Regierungsebene. Vor einigen Wochen haben sich zum Beispiel Regierungsvertreter und Klima- und Landwirtschaftsexperten in Nicaragua getroffen. Dabei wurde zum Beispiel vorgeschlagen, dass Bauern die Saat- und Ernteperioden den neuen Gegebenheiten anpassen und zum Beispiel genügsamere Sorten anbauen sollen. Ob das klappt, das ist natürlich die andere Frage. Zum anderen wird auch immer wieder ein vorausschauendes Wassermanagement angeregt: Die Regierungen sollen durch den Bau neuer Staudämme und Kanäle, vielleicht auch Brunnen, eine Infrastruktur schaffen, die den Bauern es auch in Trockenperioden erlaubt, ihre Felder zu bewässern. Aber das ist sehr, sehr teuer – und es ist fraglich, ob den einzelnen Staaten dann wirklich genug Ressourcen zur Verfügung stehen, um diese Maßnahmen umzusetzen.“

DS: Wie können die Menschen in Deutschland den hungernden Menschen in Zentralamerika helfen?
EHM: „Eine Möglichkeit ist es zum Beispiel, nph zu helfen. Das Kinderhilfswerk nph beherbergt in Lateinamerika und auch in der Karibik vor allem verwaiste und verlassene Kinder, die aus sehr, sehr armen Verhältnissen kommen. Und darüber hinaus helfen wir auch vielen anderen notleidenden Menschen durch unsere Nachbarschaftsprogramme. Schauen Sie einfach auf unserer Homepage vorbei unter www.nph-kinderhilfe.org.“

Eva Hilla de Menacho vom Kinderhilfswerk NPH Kinderhilfe Lateinamerika war das mit aktuellen Informationen zum Welternährungstag am 16. Oktober. Vielen Dank für das Gespräch!