Wie kein anderes Ereignis hat das Erdbebn vom 12. Januar 2010 die Entwicklung der Arbeit von nph haiti geprägt. Damals galt es, schnell zu handeln. Das haben die nph-Mitarbeiter vor Ort getan - dank der großzügigen Spenden aus der ganzen Welt.
"Die bekannte Frage zu Haiti 'Wo ist das ganze Geld hin?' gilt nicht für uns. Wir haben es erhalten und sinnvoll eingesetzt und es trägt gute Früchte." So schreibt Pater Richard Frechette, Leiter der Hilfsprogramme von nph haiti, in seinen Gedanken zum fünften Jahrestag des Erdbebens.
Dass die Spenden für Haiti bei nph gut aufgehoben waren, zeigt sich daran, dass die Projekte, die damals ins Leben gerufen wurden, auch fünf Jahre nach dem Erdbeben noch bestehen.
“Für mich wird die Erinnerung an das Erdbeben für immer mit dem Tod meiner Mutter verbunden sein. In jenem Jahr verließ ich Haiti direkt nach Weihnachten, um meiner Familie in Connecticut bei der Pflege unserer Mutter zu helfen, die wegen einer Krebserkrankung im Sterben lag. Ich wollte noch Zeit mit ihr verbringen, bevor sie uns für immer verlassen würde, insbesondere weil ich durch mein Priesteramt die letzten 35 Jahre immer weit weg von zu Hause gewesen war.
Das Erdbeben vom 12. Januar hinterließ tonnenweise Trümmer.© nph
Während dieser kostbaren Tage sahen wir am 12. Januar ungläubig und entsetzt die Nachrichten über das Erdbeben im Fernsehen. Die Katastrophe in Haiti hatte mich tief erschüttert und ich war innerlich zerrissen. Wenn ich nach Haiti zurückkehrte, würde ich die Gelegenheit opfern, bei meiner Mutter zu sein, ihr zu helfen, sie zu halten, ihre letzten Worte und ihren Rat zu hören – zum letzten Mal hier auf Erden.
Ich erinnere mich genau an ihre Worte, als sie vom Fernseher aufsah und mich direkt anschaute. Sie sagte: „Richard, du musst sofort zurückkehren. Deine Hilfe wird Leben retten.“
Wir sprachen bis spät in die Nacht und ich zögerte den Moment des Abschieds so lange wie möglich hinaus. Doch um Mitternacht musste ich nach New York fahren, um den ersten Flug in die Dominikanische Republik zu nehmen und dann über Land nach Port-au-Prince zu reisen. Als ich die Küchentür hinter mir schloss, fühlte sie sich an wie die schwerste Tür auf Erden.
Pater Richard und sein Team sind gut organisiert und können bei Katastrophen schnell.
Pater Richard und sein Team sind gut organisiert und können bei Katastrophen schnell helfen.© nph
Der Prophet Jesaja sagte: „Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt.“ (Jesaja 52:7)
Bei meiner Ankunft in Haiti am nächsten Tag war deutlich zu erkennen, dass all das Chaos und Leid Helden hervorbrachte.
Wie willkommen waren auf den Bergen die wankenden Schritte der verwundeten Mütter, die ihre verletzten Kinder auf der Suche nach Hilfe zu unserer Tür brachten.
Wie willkommen waren auf den Bergen die Schritte der Fremden, die verzweifelt mit bloßen und blutigen Händen in den Trümmern gruben, um den Weg zu den Überlebenden freizulegen, die mit schwachen Rufen um Hilfe flehten, und die sie dann mit Bettlaken, zerbrochenen Brettern und auf dem Rücken zu unserer Tür brachten.
Wie willkommen waren auf den Bergen die Schritte der unzähligen Überlebenden, die, um zu leben, einen Teil ihres Körpers opfern mussten. Wie willkommen waren ihr Mut und ihre Entschlossenheit, ihre Liebe zum Leben.
Wie willkommen waren auf den Bergen die Schritte der Tausenden und Abertausenden, die alles verloren hatten, die auf den Straßen, den Mittelstreifen und Parks schliefen und tosende Lieder voller Leid und voller Gebete in die Nacht sangen.
Wie willkommen waren die Schritte!
Weshalb waren die Schritte des Boten der Mittelpunkt des Lobgesangs Jesajas?
In der Antike gab es nur eine Art, Nachrichten zu erhalten: Jemand brachte sie persönlich zu Fuß. Die Worte wurden von einer Person übermittelt. Die Botschaft war nah und sehr persönlich. Der Bote nahm Leid auf sich, um die Worte zu überbringen, er nahm persönliche Opfer und Risiken in Kauf.
Die enorme Hilfe, die nach dem Erdbeben erbracht wurde, war nah und persönlich – gute Worte, unter großen Opfern und Risiken in Taten umgesetzt.
Und so fahre ich fort:
Wie willkommen waren auf den Bergen die Schritte der tapferen und großzügigen Teams der St. Luc Fondation und von nph, die trotz ihrer eigenen Verluste und Trauer ohne Zögern zu Hilfe eilten.
Wie willkommen waren auf den Bergen die Schritte dieser Teams, als sie Hilfslager für Kinder in Not aufbauten, Programme für werdende Mütter ins Leben riefen, Essen und Trinken, Kleidung und Decken an den nicht abreißenden Strom tausender Opfer verteilten.
Das Leben geht weiter: nph kümmert sich um Kinder, die allein in den riesigen Zeltstädten herumirren. Auch Unterricht steht von Anfang an auf der Tagesordnung. © nph
Wie willkommen waren auf den Bergen die Schritte unserer Teams, die die unzähligen Toten begruben, für sie ein Ave Maria und das Kaddisch beteten.
Wie willkommen waren auf den Bergen die Schritte unserer medizinischen Teams, die Zelte, Gärten und Fußwege nutzten, um das Krankenhaus zu erweiterten, um den endlosen Strom der Verwundeten, der durch unsere Tore kam, zu versorgen.
Wie willkommen waren auf den Bergen die Schritte der Menschen, die ihre Heimat in Italien, Deutschland, Spanien, den Niederlanden, Frankreich, den USA, Kanada, Mexiko, der Schweiz, Belgien, Österreich und so vielen anderen Ländern verließen, um die Verletzten zu pflegen, ihre Wunden zu verbinden, Operationen durchzuführen und Babys auf die Welt zu bringen. Sie schliefen auf überfüllten Dächern – wenn sie überhaupt schliefen. Sie stellten ihr Können und ihre Liebe in den Dienst eines Not leidenden Landes.
(Nach all diesen Segnungen können Sie sich sicherlich vorstellen, wie schrecklich all das Schreckliche war.)
Wie segenbringend waren schließlich auch die beiden willkommenen Schritte unserer Hilfswerke nph und St. Luc. Die zweite wurde aus der Frucht der ersten geboren und beruht auf dem Vermächtnis des Heiligen Pauls vom Kreuz. Die weit ausgreifenden Schritte beider Organisationen hinterlassen beeindruckende Spuren der Güte und ergänzen sich gegenseitig, indem sie solide Einrichtungen aufbauen und sich schon seit langer Zeit unermüdlich an vorderster Front und in den Kommunen einsetzen, um menschliches Leiden zu lindern.
Seit dem Erdbeben haben nph und St. Luc folgende Früchte hervorgebracht:
Das Kinderdorf und die Schule „Engel des Lichts“ für Kinder, die Opfer des Erdbebens geworden sind, und andere Kinder in Notsituationen.
Nach dem Erdbeben hat nph haiti eine Entbindungs- und Neugeborenen-Station eröffnet. Fast 45.000 Müttern mit ihren Kindern konnten wir seither helfen.© nph
All diese neuen Projekte sowie die Arbeit, die wir bereits vor dem Erdbeben ausführten, laufen weiterhin und bieten 1.600 Menschen Arbeit. Sie alle dienen dazu, Not leidenden und ausgegrenzten Menschen zu helfen.
Dank der Hilfe vieler Spender können Kinder 5 Jahre nach dem Erdbeben wieder lachen (nph Engel des Lichts-Kinderdorf).
Dank der Hilfe vieler Spender können Kinder 5 Jahre nach dem Erdbeben wieder lachen. Zum Beispiel im nph Engel des Lichts-Kinderdorf. © nph
Die bekannte Frage zu Haiti „Wo ist das ganze Geld hin?“ gilt nicht für uns. Wir haben es erhalten und sinnvoll eingesetzt und es trägt gute Früchte. Sie können uns jederzeit besuchen und sich mit eigenen Augen von unserer Arbeit überzeugen. Wir freuen uns über jeden Besuch.
Wir stehen mit den Füßen fest auf dem Boden, und das bereits seit vielen Jahrzehnten. Wir gehen mutig voran und kehren den Menschen vor Ort auch unter den schlimmsten Umständen nicht den Rücken.
Unsere Füße tragen die tägliche Last mühsamer Arbeit, wir ertragen die Hitze und den Staub des Tages, unsere Arbeit ist sehr persönlich, wir teilen unseren Glauben und unsere Hoffnung, ebenso wie unsere Gefahren, unser Leid und unsere Freuden. Wir nehmen diese harte Arbeit mit Freude an, wir haben keine Schreibtisch-Jobs. Wir geben nicht auf, weil Liebe niemals aufgibt.”
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