2014-11 HON Neuaufnahmen von INHFA  8

Honduranische Regierung schließt Kinderheime

nph honduras nimmt mehr als 80 Kinder auf

Bereits im Juni hat die honduranische Regierung beschlossen das staatliche Institut für Kinder und Familie (IHNFA) zu schließen. Im Ministerium für Entwicklung und soziale Angelegenheiten wurde ein neuer Bereich eingerichtet, die Abteilung für Kinder, Jugendliche und Familien (DINAF). Anders als das IHNFA wird diese Behörde künftig keine eigenen Kinderheime betreiben, sondern sich dafür einsetzen, dass Waisen und Kinder aus Armutsverhältnissen bei anderen Organisationen, Kirchen- oder Gemeindeeinrichtungen ein dauerhaftes Zuhause finden. Bereits seit Monaten führen Regierungsvertreter Gespräche mit Kinderhilfsorganisationen wie nuestros pequeños hermanos (nph). Damit soll sichergestellt werden, dass 800 Mädchen und Jungen, die von der Schließung der Heime betroffenen sind, ein neues Zuhause finden, in dem sie sich wohlfühlen und Zukunftsperspektiven entwickeln können. nph honduras nimmt vorerst 84 Kinder auf. Die ersten 25 Mädchen und Jungen sind bereits im Kinderdorf in La Venta, nahe der Hauptstadt Tegucigalpa, angekommen.


Die Schließung des IHNFA und seiner 44 Einrichtungen basiert auf der Erkenntnis der honduranischen Regierung, dass sie weder über die finanziellen Mittel verfügt, noch die Fachkompetenz besitzt, sich um so viele Heimkinder angemessen kümmern zu können. Die fachliche Kompetenz sieht die Regierung eher bei Kinderhilfswerken wie nph, die aus jahrzehntelanger Erfahrung schöpfen und auf bewährte pädagogische Konzepte zurückgreifen können. Von den 9,2 Millionen Euro, die dem IHNFA jährlich zur Verfügung standen, musste die Behörde mehr als 90 Prozent für die Gehälter der Betreuer aufwenden. Weniger als 10 Prozent blieben für die Grundbedürfnisse der Kinder. Dementsprechend deutlich war der Mangel in vielen Bereichen spürbar.
Hier soll die neu gegründete DINAF Abhilfe schaffen. Sie wird künftig Vorschriften und Gesetze erarbeiten und überwachen, durch die Kinder und Jugendliche besonders geschützt werden. Bei der Verteilung der Heimkinder auf andere Institutionen achten die DINAF-Mitarbeiter darauf, dass die Kinder und Jugendlichen in eine sichere und liebevolle Umgebung kommen und bestmöglich versorgt werden. „Nach den Vorgesprächen mit nph honduras im Sommer haben die Verantwortlichen bei DINAF signalisiert, dass sie große Hoffnungen in eine Kooperation mit uns setzen und für die Zukunft eine strategische Partnerschaft mit nph anstreben“, sagt Heiko Seeger, Geschäftsführer NPH Kinderhilfe Lateinamerika.


Mit den 84 Mädchen und Jungen nimmt nph honduras mehr als 10 Prozent der Kinder auf, die von der Schließung der staatlichen Heime betroffen sind. Das stellt das Kinderhilfswerk vor große Herausforderungen: Im Kinderdorf leben derzeit 469 Mädchen und Jungen. Für die Neuankömmlinge, von denen 41 jünger als neun Jahre alt sind, muss Wohnraum geschaffen werden. Darüber hinaus muss nph honduras 17 neue Betreuer einstellen und die Kosten für den Grundbedarf der Kinder, ihre Bildung sowie die medizinische und therapeutische Versorgung aufbringen. Die honduranische Regierung hat zugesagt, für jedes der neu aufgenommenen Kinder einen monatlichen Betrag von 110 Euro zur Verfügung zu stellen. „Diese Kosten decken bei weitem nicht den reellen Bedarf eines Kindes. Deshalb wird nph honduras im nächsten Jahr ein Defizit von fast 220.000 Euro aufweisen. Dieses Geld müssen wir zusätzlich zu den rund 3,3 Millionen Euro, die das Kinderdorf in Honduras pro Jahr für seine Aktivitäten benötigt, aufbringen“, führt Heiko Seeger aus.


Am 10. November hat der Leiter des nph-Kinderdorfes in Honduras, Stefan Feuerstein, mit einigen seiner Mitarbeiter die ersten 25 Kinder in San Pedro Sula abgeholt. „Ich verstehe nicht, wie Kinder so sehr von denen enttäuscht werden, die sie eigentlich lieben sollten. Es ist schlimm, dass diese Kinder Hoffnung in Menschen setzen müssen, die sie überhaupt nicht kennen“, sagt Feuerstein. Unterstützung für die neu aufgenommenen Kinder ist möglich bei NPH Kinderhilfe Lateinamerika e. V., Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, IBAN DE06 6602 0500 0000 0120 00, BIC BFSWDE33KRL. Weitere Informationen unter www.nph-kinderhilfe.org.