Vorsichtiges Aufatmen setzt bei der haitianischen Bevölkerung ein. Hätte der Hurrikan wie vorhergesehen den südlicheren Weg genommen, das Ausmaß der Katastrophe wäre unvorstellbar gewesen. Denn dort hatte vor einen Jahr Hurrikan Matthew gewütet und fast alles zerstört. Bis heute haben sich die Menschen und die Natur in den betroffenen Gebieten nicht davon erholt.
Wie viele Menschen ihr gesamtes Hab und Gut durch Irma verloren haben, ist aber noch nicht abzusehen. Auch das Ausmaß an verlorenen Ernten wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Am stärksten traf es wie immer die Ärmsten der Armen. Ihre provisorischen Hütten aus Wellpappe und Stofffetzen wurden von starken Windböen eingedrückt oder einfach weggeweht. Die Menschen verfügen über keinerlei Mittel, um sich und ihr Heim vor dem Sturm und den Fluten zu schützen.
Nach einem Hurrikan bleibt den Armen oft nicht mehr als die Kleidung auf dem Leib
Weiterer Regen ist angesagt, der Überflutungen befürchten lässt. Und nicht nur das: Überschwemmungen haben oft langfristige Folgen für das Gebiet. Meerwasser kann Brunnen versalzen, Felsen und Schlamm auf den Feldern der Bauern hinterlassen und neue Erdrutsche verursachen. In Quanaminthe, im Norden von Haiti, stehen die Häuser unter Wasser. Von dort erreichten Hilferufe die Verantwortliche bei nph in Haiti.
In Quanminthe, im Norden Haitis, stehen die Häuser unter Wasser
Die Salesiennes Schwestern in Quanaminthe haben sich an den Leiter von nph haiti, Pater Richard, gewandt und um Unterstützung gebeten. In der Stadt sind die Häuser überflutet. Menschen waten durch hüfthohes Wasser, ihre wenigen Habseligkeiten auf dem Kopf tragend. Und auch von Anse à Foleur erhielt nph einen Hilferuf. Sofort wurden Lastwagen mit Hilfsgütern beladen. Am Sonntag, 10.09.2017, um sechs früh dortiger Zeit starteten die Lastwagen Richtung Norden.
Lastwagen machen sich auf den Weg in den Norden, um die notleidende Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen
Neben Grundnahrungsmitteln wie Reis und Bohnen sind Kleidung sowie Wasserreinigungs-Tabletten auf den LKWs. Durch den Dauerregen trocknet nichts, die Menschen frieren in der nassen Kleidung, vor allem die Kinder. Ihre eigenen Lebensmittel sind durch das Wasser verdorben und Wasser zum Trinken ist Mangelware. Die Angst vor einer neuen Cholera-Epidemie ist groß.
Heiko Seeger, Vorstand von NPH Kinderhilfe Lateinamerika e. V. beschreibt in einem Radiointerview mit SWR1 die aktuelle Lage.
Und es gibt keine Entwarnung für Haiti! Der nächste Hurrikan, José, gewinnt an Stärke und bewegt sich Richtung Karibik.
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