Direkt nach der Rückkehr von seinem Hilfseinsatz mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten in Gebiete, die immer noch komplett von der Außenwelt abgeschnitten sind, schildert uns Pater Enzo seine Erlebnisse.
Aktuell hält er sich in Port-au-Prince auf und bereitet weitere Hilfe vor.
"Verzeiht mir eventuelle Fehler, aber es ist 4:00 Uhr morgens und ich schreibe nach 48h Stunden ohne Schlaf. Wir sind gerade zurück in Port-au-Prince von unserem Hilfstransport mit Nahrungsmitteln und medizinischer Hilfe.
Die Kommunikation in den betroffenen Gebieten ist immer noch nicht funktionsfähig. Niemand weiß, wann sie wieder hergestellt ist.
Zerstörte Häuser bieten den Menschen keinen Schutz mehr.
Der Hurrikan hat Häuser und tausende Hektar Dschungel zerstört. Bei Häusern, die nicht zerstört wurden, fehlen die Dächer. Bäume, Pflanzen und die komplette Landwirtschaft sind vernichtet. Gerade der zerstörte Dschungel ist schlimm für ein Land, das unter Abholzung der letzten Jahrzehnte massiv leidet.
Schmerz, Trauer und Entsetzen liegen immer noch in den Gesichtern der Menschen. Ein 68-jähriger Mann erzählte mir, er habe noch nie so etwas gesehen. Nur im Jahr 1954 sei es ähnlich gewesen. Trotzdem schauen die Menschen nach vorne. Ein Mann sagte mir: "Hauptsache ich bin am Leben!"
Die meisten Tiere sind getötet. Es gibt nichts zu essen. Die Menschen versuchen sich von Kokosnüssen zu ernähren, die sie noch auf dem Boden finden.
Ein trauriger Junge klammert sich an einen abgeknickten Baum und versucht das Erlebte zu verarbeiten.
Schutz vor der sengenden Sonne zu finden ist schwierig. Bäume und schutzgebende Dächer gibt es nicht mehr. Die Menschen sitzen bei 32 Grad in der prallen Sonne - ähnlich wie eine völlig unvorbereitete Gruppe von Menschen in der Wüste.
In den Dörfern direkt an der Küste gibt es sehr viele Tote. Die Überlebenden haben ihre Boote verloren. Sie können nicht mehr zum Fischen hinaus aufs Meer fahren. Ihre Lebensgrundlage ist komplett zerstört.
Jetzt, Tage nach dem Hurrikan Matthew über den Südwesten Haitis gezogen ist, steigt die Gefahr von Toten durch Hunger, Verdursten, Cholera und Typhus. Das nph-Krankenhaus St. Damien und das St. Luc Krankenhaus organisieren Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Kranken in den betroffenen Gebieten.
Wir waren die ersten, die vor zwei Tagen mit dem Helikopter die entlegenen und von der Außenwelt abgeschnittenen Gebiete erreicht hatten. Für den Landweg gestern haben wir 18 Stunden benötigt. Normal würde man die Strecke in 8 Stunden schaffen. Gemeinsam mit den Einwohnern haben wir neue provisorische Wege geschaffen - vorbei an umgeknickten Bäumen, Schutt und Schlamm.
Nun bin ich wieder zurück in Port-au-Prince. Ich bin ohnmächtig vor Schmerz - das ist aber nichts im Vergleich zu dem, was dieses Volk erleiden muss!
Bitte helfen Sie den Menschen in Haiti!"
Pater Enzo Del Brocco
Port-au-Prince, Haiti
Jetzt spenden!