"Ich vermisse meine Klassenkameraden und meine Lehrerin sehr. Wann dürfen wir endlich wieder in die Schule gehen?" Carlo blickt traurig von seinem Schulheft auf. Die Aufgabe alleine zu lösen, fällt ihm schwer.
Das frustriert auch die Mutter, denn sie kann ihrem Sohn nicht helfen. Carlos Lehrerin unterrichtet den 10-Jährigen und seine Klasse über WhatsApp. Die Verbindung mit dem Handy ist oft schlecht, die Familie teilt sich einen Internetanschluss mit den Nachbarn. Für einen eigenen reicht das Geld nicht aus.
Carlo lebt mit seinem kleinen Bruder Joel und seinen Eltern am Stadtrand von Parramos, eine Autostunde von der Hauptstadt Guatemala City entfernt. Das kleine Haus, in dem sie wohnen, haben seine Eltern selbst gebaut. Carlos Familie ist arm. Sein Vater arbeitet in der Landwirtschaft und verdient rund 130€ im Monat. Susana, seine Mutter, findet von Zeit zu Zeit Arbeit als Tagelöhnerin auf dem Feld.
Das Geld muss für die 4-köpfige Familie zum Überleben reichen. Lebensmittel, Medikamente und die Fahrt mit dem Bus – für mehr bleibt nichts übrig. Ohne die Unterstützung durch nph könnte es sich die Familie nicht leisten, Carlo in die Schule zu schicken. Schon allein aufgrund der Kosten für Bücher und dem benötigten Unterrichtsmaterial.
Fußballspielen ist Carlos große Leidenschaft. Normalerweise spielt er immer mit seinen Freunden in der Schule.
Über die Hälfte der Menschen in Guatemala leben unterhalb der Armutsgrenze. Der tägliche Kampf ums Überleben bestimmt ihren Alltag. Bildung ist für sie die einzige Chance, dem Kreislauf der Armut zu entkommen. Denn ohne Bildung bleiben Familien häufig über Generationen hinweg arm.
Carlo kennt einige Kinder aus seiner Nachbarschaft, die überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihren Lehrern haben. Sie helfen bei der Ernte auf den Feldern. Bei vielen von ihnen ist fraglich, ob sie an die Schulen zurückkehren, wenn die Pandemie eingedämmt ist.
Trotz aller Widrigkeiten – Carlo beißt sich durch und erledigt seine Aufgaben nach wie vor gewissenhaft. Nach der weiterführenden Schule möchte Carlo eine Ausbildung machen. nph unterstützt ihn dabei. Regelmäßig kommt die Sozialarbeiterin vorbei. Sie spricht mit Carlo, hilft ihm, wenn er mit dem Stoff nicht weiterkommt und motiviert ihn, am Ball zu bleiben.
Seit Jahrzehnten begleiten wir Kinder und Jugendlichen auf ihrem Weg ins Erwachsenenalter und raus aus der Armut. Wie das gelingen kann, zeigt Regina aus Honduras. Die 21-Jährige hat im vergangenen Jahr ihr Studium erfolgreich abgeschlossen – unter den schwierigen Bedingungen der Pandemie.
Ein Rückblick: Der Vater verlässt die Familie, da ist Regina gerade einmal 4 Jahre alt. Unterhalt zahlt er keinen für seine Tochter und die drei Geschwister. Reginas Mutter erleidet fünf Schlaganfälle. Sie benötigt dringend Medikamente. "Als große Schwester und ältestes Kind habe ich eine Verantwortung für meine Familie. Deshalb sind meine Großmutter und ich betteln gegangen. Was hätten wir sonst machen sollen?"
Im nph-Kinderdorf Rancho Santa Fe erfährt man vom Schicksal der Familie und nimmt sie in die Einrichtung auf. Für Regina rückt ihr großer Traum zum allerersten Mal in ihrem Leben in greifbare Nähe: Sie kann die Schule besuchen und hat die Chance auf eine Ausbildung.
Regina bei ihrem Abschluss zur Krankenschwester. Aus dem schüchternen Mädchen ist eine selbstbewusste junge Frau geworden.
"Ich wollte immer schon Krankenschwester werden. Menschen zu helfen, ist meine Leidenschaft. Als Kind habe ich die Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger im Krankenhaus gesehen, die meine Mutter versorgten. Sie sind meine großen Vorbilder."
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