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Reinhart Köhler - Präsident von NPH international

Mit Zuversicht ins neue Jahr 2021

Kaum einer kennt nph so gut wie Reinhart Köhler – der nph zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. Seit fast 40 Jahren ist er im Dienste der Kinder. Seine Sichtweise direkt aus den Projektländern im Rück- und Ausblick während dieser außergewöhnlichen Zeiten im Interview.

Reinhart Köhler, Präsident von NPH International, lebt in Honduras. Er blickt bedingt optimistisch in das neue Jahr: Die Pandemie, die uns überall auf der Welt beschäftigt, hat natürlich besonders bei den Menschen in Ländern, in denen große Armut herrscht und auch in unseren Kinderdörfern Spuren hinterlassen. Die Auswirkungen sind bereits bei  unseren Programmen spürbar und nicht zuletzt massiv bei der finanziellen Situation in unseren Projektländern.

Hinzukamen noch diverse andere Krisen, wie die Unruhen in Haiti sowie die Aufwertung der lokalen Währung um 50% über Nacht, politische Unruhen in Peru, Drogengewalt in Mexico - auch besonders in der Region unserer Einrichtungen in Morelos, sowie die Stürme Eta und Iota, durch die Hunderttausende vor allem in Nicaragua und Honduras betroffen wurden und die den Ländern und den Menschen der Region schweren Schaden zugefügt haben.

Familienzentrum in Honduras ist ein Meilenstein

„Einige unserer Programme in den Gemeinden konnten wegen Regierungsanordnungen nicht fortgeführt werden. Aber wir haben zumindest Wege gefunden, die Teilnehmer der Programme weiter zu unterstützen. Ganz besonders stolz sind wir darauf, dass das Familienzentrum in Mata de Platano, in Honduras trotz aller Schwierigkeiten geöffnet werden konnte und bis jetzt sehr erfolgreich umgesetzt wird.

Als Erfolg ist sicherlich zu werten, dass wenig Kinder oder Jugendliche an Covid-19 erkrankten. Dennoch ist eines unserer Kinder mit Behinderung gestorben. Zudem ist NPH eine große Gemeinschaft, zu der auch die Angehörigen der Kinder und Angestellten zählen, und in diesem weiteren Personenkreis sind leider einige Menschen gestorben, Tanten, Onkel, Großeltern, was besonders für unsere Kinder oft dramatisch war. In einigen Fällen war die Großmutter das einzig verbliebene Familienmitglied.

Insgesamt hat nph auch im Jahr 2020 wieder vielen Kindern und Familien geholfen, ihr Leben entscheidend zu verbessern.

Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht immer das einzelne Kind mit seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten. Wir tragen dazu bei, dass die Kinder ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. 

Leben im Kinderdorf in Zeiten der Pandemie

Neben den organisatorischen Fragen bedurfte es vor allem einer kulturellen Umstellung, da der persönliche Abstand in Lateinamerika sehr gering ist. Küsschen und Umarmungen gehören zur Begrüßung. Allen wurde extrem viel abverlangt. Besonders das Personal, das die Kinder betreut, hat großartiges Engagement gezeigt und war bereit, wesentlich länger als sonst üblich im Kinderdorf zu verweilen. So konnte das Kommen und Gehen maximal reduziert werden.

Auch das Zusammenleben hat sich sehr verändert, alle Aktivitäten mussten in kleinen Gruppen stattfinden. Normalweiser finden im Kinderdorf viele Aktivitäten statt, an denen alle Kinder und Erwachsenen zusammenkommen. Diese Begegnungen und Momente werden von allen sehr vermisst.

Schwieriges Jahr gut gemeistert

Finanziell war das Jahr 2020 extrem schwierig für uns. Die Kosten stiegen massiv an für die Beschaffung technischer Mittel, um den Unterricht zu gewährleisten sowie für zahlreiche Zusatzkosten für die Hygienemaßnahmen und die zu treffenden Sicherheitsvorkehrungen.

Es hat zwar in einigen Bereichen mehr Spenden gegeben. Doch ist generell das Spendenaufkommen sehr stark zurückgegangen, besonders in den Ländern, in denen wir Projekte umsetzen, da viele Veranstaltungen nicht durchgeführt werden konnten und die Spender nicht direkt vor Ort sein konnten. Dies hat zum Teil zu sehr drastischen Sparmaßnahmen geführt, wodurch sich unsere Arbeit erschwert.

Gestärkt und voller Hoffnung in das neue Jahr

Ich bin voller Hoffnung, dass sich am Ende der Pandemie wieder mehr Lebensfreude, ein respektvollerer Umgang und die gegenseitige Wertschätzung in der Welt breitmachen.

nph wird weiterhin seine Präventionsprogramme ausbauen, um so noch effektiver mehr Menschen zu erreichen, und verstärkt mit Familien zusammenarbeiten, damit die Familien nicht auseinanderfallen und sie sich besser um ihre Kindern kümmern können. Ich wünsche mir, dass der Klimaschutz ernster genommen wird und auch nph seinen Beitrag dazu leisten kann, damit die Kinder, die wir jetzt auf ihr Leben vorbereiten, nicht in katastrophalen Verhältnissen leben müssen.

„Ich freue mich wieder den vielen Kindern nah zu sein“.

Sollte die Pandemie wirklich enden, freue ich mich am meisten darauf, die vielen Kinder und Jugendlichen, die wir in den neun Ländern betreuen, wiederzusehen. Mit vielen von ihnen pflege ich  eine elterliche Beziehung, die per WhatsApp nicht annähernd ersetzt werden kann. 

Jedes Jahr freue ich mich darauf, die Kinder und Jugendlichen bei ihren Fortschritten zu beobachten, ermutigen und begleiten zu können. 

Ich freue mich auch auf den Gedankenaustausch mit den Kollegen und Spendern, um zu erfahren, was wir anders und besser machen können. Kein Kind in der ganzen Welt sollte leiden, und dennoch gibt es so viel unbeschreibliches Elend. NPH bewirkt sehr viel, besonders durch die Hilfe unserer Spender/innen, Förderer/innen, Unterstützer/innen und Mitarbeiter/innen.

Die nph Familie dankt Ihnen für Ihr Engagement, dass sie uns in unserer Arbeit begleiten und wir so zusammen vielen Kindern und Familien beistehen können, ihre Lebenslage für sich und ihre Gemeinden grundlegend zu verbessern.

Mein Dank auch an diese Kinder und Familien, die durch unser Zusammenarbeiten ihre Lebenslagen positiv verändern und damit unser gemeinsames Wirken zum Erfolg für alle machen.