Als Padre Wasson in Lateinamerika die Kinderdörfer gründete, herrschte in den Ländern große Armut. Durch bewaffnete Konflikte, Krankheiten und eine hohe Müttersterblichkeit verloren viele Kinder ihre Mutter. Die Mutter zu verlieren bedeutete, Vollwaise zu werden, da der Vater sich traditionell um die Einnahmen der Familie kümmerte. Das Familiensystem brach meistens nach dem Tod der Mutter auseinander und die alleingelassenen Kinder wurden Straßenkinder.
Viele alleingelassene Kinder müssen für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen und haben keine Zeit fürs Spielen oder die Schule.
Inzwischen hat sich die Lage in vielen Ländern Lateinamerikas verändert. Die Regierungen haben viel Initiative übernommen, um die Situation der Landeskinder zu verbessern. Heute werden nph-Schützlinge, die man als Sozialwaisen bezeichnet, von einem Familienrichter oder dem Jugendamt geschickt. Meistens sind Ereignisse innerhalb der Familie der Grund. Drogen, Gewalt oder Immigration sind Risikofaktoren, die zu Vernachlässigung, Kriminalität und Kinderarbeit führen.
Wird ein Kind bei nph aufgenommen, versuchen die Sozialarbeiter sofort einen Kontakt zur Ursprungsfamilie herzustellen. Egal ob Oma, Tante oder ältere Geschwister, an offiziellen Besuchstagen und zu weiteren Anlässen treffen sich alle im Kinderdorf. Diese jahrelange bewährte Praxis ist jetzt Grundlage für ein neues Programm von nph geworden: Ausgewählte Kinder gehen zurück in ihre Ursprungsfamilie.
Yaqueline (vorn li.) und Emerson (vorn re.) kehrten betreut von der nph-Sozialarbeiterin Hibeth (hi. Li.) zurück zu ihrer Familie.
Aus vielen vertraulichen Gesprächen wissen die nph-Mitarbeiter, welche Kinder gern wieder bei ihrer Ursprungsfamilie leben würden. Um diese Rückkehr zu ermöglichen, werden die Verwandten gefragt, ob sie sich ein Zusammenleben mit den Kindern vorstellen können. Ist das der Fall, beginnt der einjährige Prozess der Rückkehr. Zuerst wird das Familienumfeld geprüft. Es wäre gegen das Kindeswohl, wenn Familienangehörige in einer kriminellen Vereinigung oder drogenabhängig wären.
nph-Mitarbeiter besuchen Stephanie in ihrer Schule. Sie ist nach sechs Jahren zusammen mit ihren Brüdern zu der Großmutter zurückgegangen.
Zurück in der Familie werden die ehemaligen Schützlinge von nph-Sozialarbeitern und Psychologen begleitet, bis sie auf eigenen Beinen stehen können. Regelmäßige Besuche, Elterntrainings und monatliche Zuwendungen für den Schulunterricht, die medizinische Betreuung sowie Hygieneartikel garantieren, dass die Kinder es so gut haben wie im Kinderdorf. Das Besondere am Erfolg des Programms liegt in der engen Zusammenarbeit von der Ursprungsfamilie und nph.
Das Wohl des Kindes steht bei nph immer im Mittelpunkt, ob im Kinderdorf oder in der Ursprungsfamilie.
Für nph ist nach wie vor das Wichtigste, dass ein Kind Familie hat. nph ist Familie, wenn ein Kind die Familie verloren hat. Und wir helfen Familien zusammenzubleiben, damit die Kinder ihre Familie nicht verlieren. „Es wäre schön, wenn alle Kinder bei ihren Familien aufwachsen könnten. Doch es wird immer Kinder geben, die dauerhaft in den Kinderdörfern leben, weil die Familiensituation so schwierig ist“, sagt Heiko Seeger, Vorstand von nph Kinderhilfe Lateinamerika.
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