Auf der ganzen Welt wird zu Ostern an die letzten Tage von Jesus gedacht, der Kreuzigung und der Auferstehung. In Lateinamerika beginnen in der Regel mit der Palmsonntag-Prozession die Feierlichkeiten zur Karwoche. Starke Männer tragen große Kreuze durch enge Gassen, während die Bevölkerung andächtig vom Straßenrand zuschaut. Zu den Osterfeierlichkeiten gehören viele religiöse Traditionen und gleichzeitig gibt es ein Volksfest, bei dem alle willkommen sind. In den Straßen riecht es nach Weihrauch und traditionellen Spezialitäten.
An keinem Ort Lateinamerikas sind die Osterfeierlichkeiten so spektakulär wie in Guatemalas alter Hauptstadt Antigua. Faszinierende Umzüge mit Bildern, farbenfrohe Prozessionsteppiche aus bunten Blumen, gefärbten Sägespänen und Tausenden Blättern sowie wilde Skulpturen sind in den Straßen der Kolonialstadt die ganze Woche über zu sehen. In der Karfreitag-Prozession ziehen Wagen, die den Leidensweg Jesu darstellen, über die Teppiche und hinterlassen einen bunten zertrampelten Streifen in den Straßen. Die Familien, die stundenlang an den Teppichen gearbeitet haben, sind zufrieden, denn sie bedanken sich auf diese Weise für das Glück im letzten Jahr.
In Peru beginnen die Osterfeierlichkeiten schon am Freitag vor Palmsonntag mit der Prozession zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria. Zehn Tage feiern die Menschen oft bis tief in die Nacht. Am Ostersonntag werden in der Stadt Ayacucho Stiere durch die Straßen getrieben, ähnlich wie im spanischen Pamplona. Um das Warten auf die einzelnen Tiere zu verkürzen, bauen die Menschen Pyramiden. Kräftige Männer bilden einen Kreis und schließen sich mit den Armen an den Schultern zusammen. Leichtere Jungen und Mädchen klettern nach oben, bis die Pyramide in sich zusammenstürzt.
In Nicaragua liegt Ostern in der heißen Sommerzeit. Kaum jemand arbeitet in der Semana Santa. Alles dreht sich um den Tod und die Auferstehung Jesu. Am Palmsonntag gibt es vor der Messe eine Prozession aus Palmwedeln. Die Kinder haben viel Freude daran, die verschiedensten Dinge zu flechten und Kreuze zu formen. Auch hier bedecken bunte Alfombras (Teppiche), die an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern sollen, am Karfreitag die Straßen. Die Abendprozession gegen 20 Uhr, bei der eine Jesus-Figur im Totenbett von Männern getragen wird, steuert genau auf die Streuteppiche zu und lässt viele Stunden Handarbeit in Sekunden zu Staub werden. Die schönen Straßenbildnisse sind aber auch nicht für die Ewigkeit gedacht, sondern sollen die Vergänglichkeit des Lebens darstellen.
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