Ein essbarer Wald: Diese Idee aus der nachhaltigen Landwirtschaft hat in den Köpfen der nph-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Dominikanischen Republik Wurzeln geschlagen – sprichwörtlich. Im Kinderdorf gibt es schon lange Landwirtschaft. Kürbisse, Auberginen, Süßkartoffeln und Früchte, Gemüse und Kräuter reifen auf den eigenen Anbauflächen heran. Auch Nutztiere wie Rinder, Schweine und Ziegen leben mit auf dem rund 200.000 Quadratmeter großen Gelände, das durch eine Schenkung um rund weitere 100.000 Quadratmeter wachsen wird.
Zwei Becher Wasser pro Ananaspflanze sind nötig, wenn es nicht regnet. Das lernen die Kids im nph-Kinderdorf von Juan, der bei einem internationalen Intensiv-Workshop über Permakultur schon viel gelernt hat und sein Wissen jetzt intern weitergibt.
Die eigene Landwirtschaft hilft, die Versorgung im Kinderdorf für Kinder und Mitarbeitende zu sichern. Nun geht das nph-Team einen Schritt weiter auf dem Weg zu nachhaltiger Permakultur: Was man im Deutschen einen Waldgarten nennt folgt der Idee, beim Anlegen von Feldern und Gärten einen Wald zu imitieren. Große Pflanzen spenden kleinen Schatten, manche Pflanzen geben, andere benötigen bestimmte Nährstoffe, manche wollen dicht nebeneinander wachsen, andere brauchen Abstand. Das Ziel: Mit möglichst wenig Dünger und Bewässerung auf natürliche Weise gesunde Lebensmittel anzubauen. Eine wahrhaft paradiesische Vorstellung!
Kirsten Henschel-Rolla (Kiki) ist die zuständige Projektkoordinatorin bei nph in der Dominikanischen Republik. Bei ihr laufen die Fäden zusammen, wenn es darum geht, das aktuelle Projekt zum Thema Wassermanagement und Permakultur voranzutreiben.
Im Zuge eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Zusammenarbeit (BMZ) geförderten Projekts zum Thema „Integriertes Wassermanagement“ hat das Kinderdorf von nph in der Dominikanischen Republik im Zeitraum 2019-2020 eine Wasseraufbereitungsanlage erhalten. Mit ihrer Hilfe kann Schmutzwasser aus dem Kinderdorf gereinigt werden und steht anschließend für die Landwirtschaft zur Verfügung. Das Gute daran: Das wertvolle Trinkwasser aus Grundwasser, das bisher für die Bewässerung der Landwirtschaft verwendet wird, kann künftig an arme Menschen in den umliegenden Vierteln günstig abgegeben werden. Das Wasser durchläuft einen sinnvollen und nachhaltigen Kreislauf: nph entnimmt es dem Boden und führt es nach mehreren Nutzungsarten wieder dem Boden zu, ohne dass Verschmutzungen ins Grundwasser gelangen.
Praktisches Lernen: Beim Permakultur- und Wassermanagement-Workshop für Bauern, Nachbarn und Freunde von nph in der dominikanischen Republik geht es ans Pflanzen. Einer der älteren Jugendlichen aus dem nph-Kinderdorf macht den Anfang.
Damit sind dann die Voraussetzungen geschaffen, erste Gehversuche mit dem Waldgarten zu machen: Derzeit gibt es auf 2.000 Quadratmetern im eigentlichen Gelände des Kinderdorfs eine erste Fläche, wo externe Interessenten geschult werden und wo die Kinder auch mitverfolgen können, wie ein solcher „essbarer Wald“ entsteht und wo auch die Herausforderungen dabei liegen. Dieser Bereich ist mit einem so genannten „lebenden Zaun“ vor hungrigen Ziegen geschützt: Dabei werden Setzlinge von Bäumen rund ums Gelände gesteckt und wenn sie angewachsen sind, mit Draht miteinander verbunden – einfach, Schatten spendend und effektiv. Diese Übungsfläche kann auf insgesamt 6.000 Quadratmeter ausgeweitet werden. Für die Zukunft steht ein großes Grundstück zur Verfügung, das der Staat nph kürzlich vermacht hat. Es grenzt direkt ans Kinderdorf. „Bevor dort wieder etwas wachsen kann, müssen wir viel Arbeit investieren“, sagt Kirsten Henschel-Rolla. „Die Böden der ehemaligen Zuckerrohrplantagen sind ausgelaugt. Aber es ist Raum für Entwicklung da, und wir haben schon viele Ideen.“
Das Know-how für die Permakultur und vor allem für das Anlegen des Waldgartens kommt übrigens von einem Hermano Mayor. So nennt nph ehemalige Kinderdorfkinder, die die Schule abgeschlossen und bereits ein Jahr in der Gemeinschaft gearbeitet haben. Viele von ihnen stellen im Anschluss ihre Arbeit in den Dienst von nph, beispielsweise als Ärztinnen oder Lehrer. Juan hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und an einem internationalen Intensiv-Workshop über Permakultur teilgenommen. Als Wissensträger hat er nun erste Entwürfe für einen Waldgarten im Kinderdorf entwickelt.
Nachhaltige Methoden: Ein Workshopleiter zeigt, wie man aus Stroh oder Gras ein Nest um eine junge Pflanze legt, das Feuchtigkeit speichert. Wird es nicht mehr gebraucht, zerfällt es nach und nach zu Dünger.
Alle nph-Kinderdörfer verfolgen das Ziel, Obst und Gemüse selbst anzubauen und eine Viehzucht aufzubauen: gesundes Essen im Einklang mit der Natur, das unabhängig macht von den Lebensmitelpreisen.
Und das Thema entwickelt sich fort: Eine Patin aus den USA begleitete Juan zum Workshop, um ihn vor Ort zu unterstützen. Zudem stellt nph im Rahmen des vom BMZ geförderten Projektes auch Wissen über Kreislaufwirtschaft und Permakultur für Bauern, Kleinbauern und Interessierte zur Verfügung. Sie erhalten theoretische und praktische Schulungen. So profitieren auch Nachbarn, Freunde und andere Menschen, die nph verbunden sind, von dem wertvollen Wissen über den sorgsamen Umgang mit der Natur.
Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende für Wasserpumpen, Wassertanks, Saatgut, Setzlinge und Gartengeräte beim Ausbau des Waldgartens. Im Namen der Kinder, die genug gesundes Essen haben, danken wir Ihnen schon jetzt.1
*Die Namen der erwähnten Kinder wurden geändert, um ihre Identität zu schützen.
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