Liebe Freunde,
es war Mitternacht, als Jesus geboren wurde. Es war dunkel. Es war kalt. Seine Eltern waren arm.
Doch nie zuvor gab es so viel Liebe wie in dieser Nacht. Das Licht dieser Liebe erhellt seither und bis in alle Ewigkeit die Finsternis, die Kälte und die Armut.
Hier im Krankenhaus St. Damien gehe ich jeden Abend noch einmal durch die Räume. Ich halte inne bei den leidenden Kindern, um mit ihnen zu beten oder sie zu trösten. Und ich staune dabei über die Wunder vor meinen Augen. Einige Mütter schlafen auf einer Matratze aus Bananenblättern auf dem harten Boden und umarmen ihr Kind, das sich eng an sie schmiegt.
Bei den kränkeren Kindern kauern die Eltern auf unbequemen Stühlen und sind noch im Schlaf wachsam, um schnell auf das leiseste Weinen zu reagieren. Ihre Hände greifen durch die Gitter der Kinderbetten, um ihren Babys Sicherheit und Wärme zu geben. Zwischen ihren Brauen haben sich Falten der Sorge und des Leids eingegraben.
Die Mütter der schwächsten Kinder kommen überhaupt nicht zur Ruhe. Sie drücken sich eng an das Gitterbett, haben ihre Bibeln auf den Seiten mit Bittgebeten geöffnet, singen leise traurige Melodien und falten ihre Hände zum Gebet.
Nirgendwo gibt es mehr Liebe als hier. Auch zwanzig Jahrhunderte nach der ersten Weihnacht scheint das Licht in Armut und Finsternis am hellsten.
Vor Sonnenaufgang, wenn ein neuer Tag beginnt, sehe ich häufig leere Kinderbetten. Zu viele leere Kinderbetten. Und schon eines wäre eines zu viel.
Ich werde die Kinder, die zuvor in den nun leeren Betten lagen, schon bald in der Kapelle sehen. In kleinen Särgen. Die Sonne geht hier zu oft mit Wehklagen auf. Ganz aktuell ist das leider noch viel öfter der Fall als in ruhigen Zeiten. Es sind unsichere Zeiten in Haiti, die Schutzlosen sind im Moment besonders verletzlich. Es gibt wenig Hilfe für die Ärmsten der Armen, und so klagen wir derzeit noch mehr als sonst.
Wir danken Gott für all die gesunden Kinder auf der Welt, die Liebe und Sicherheit in der Familie erfahren, deren Weihnachtserinnerungen aus schön geschmückten Bäumen, Weihnachtsliedern und Geschenken bestehen, die nicht wissen, was Hunger ist.
Doch an Weihnachten halten wir inne, um auch an all diejenigen Kinder zu denken, die wie Jesus unter jämmerlichen und gefährlichen Umständen weit weg von Zuhause zur Welt kommen. Ihre Geburt geht mit dem Mord an Unschuldigen durch grausame und neidische Könige einher. Sie suchen Schutz und Sicherheit in der Fremde, nur um dann in einem Land der Sklaverei zu leben. Tragischerweise gibt es ein wahres Heer dieser Kinder auf der Welt.
An Weihnachten feiern wir erneut das Leben, die Verbindung von Menschlichkeit und Göttlichkeit in einem winzigen Kind, das der gesamten Menschheit ein neues und glorreiches Schicksal eröffnet.
An Weihnachten wollen wir Ihnen, den Spendern und Unterstützern unserer Arbeit, ganz herzlich danken. Danke für das Licht, das Sie in die Finsternis tragen. Danke für die Wärme, die Sie gegen die Kälte spenden. Danke dafür, dass Sie das Leid der Armen lindern und den Kindern in unserer Obhut beistehen.
Möge Gott uns helfen, der Friede auf Erden zu sein, den wir so dringend brauchen und suchen.
Gesegnete Weihnachten für Sie uns Ihre Lieben wünscht Ihnen
Pater Richard Frechette, CP
Port-au-Prince, Haiti
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