Radiobeitrag zum Ausnahmezustand auf Haiti
Lange wurde die schockierende Lage der Menschen auf Haiti kaum von der Welt wahrgenommen. Der Rücktritt des Ministerpräsidenten Ariel Henry wirft nun ein Licht auf die Ausnahmesituation des Inselstaates. Auf den Straßen herrscht Chaos. Bewaffnete Banden haben die Kontrolle ergriffen, Botschafter verlassen das Land.
Zurück bleiben Menschen, die aus ihrem Zuhause fliehen, die um das Leben ihrer Familienmitglieder bangen und kaum an Lebensmittel kommen. Zurück bleiben auch einige wenige Hilfsorganisationen wie die nph Kinderhilfe Lateinamerika, die gemeinsam mit ihrem lokalen Partner Fondation St. Luc Nothilfe leistet. Pressesprecherin Nadine Fissl:
Nadine Fissl:
„Was auf diesen Straßen passiert, ist nicht mehr in Worte zu fassen. Wir erleben das Leid dieser Menschen bereits seit Jahren und doch bekomme ich von meinen Kollegen, die im direkten Austausch mit Haiti stehen, nun gespiegelt, dass sie nur noch fassungslos sind. Die Gewalt hat ein so grauenvolles Ausmaß angenommen, das können wir uns gar nicht ausmalen.“
nph betreibt auf Haiti neben einem Kinderdorf auch Schulen, Therapieeinrichtungen und ein Kinderkrankenhaus. Außerdem finden die Mitarbeiter vor Ort jeden Tag auf´s Neue Möglichkeiten, die Menschen in ihren Communities zu unterstützen. Das nph-Kinderkrankenhaus St. Damien ist weiter rund um die Uhr geöffnet. Es ist wichtiger denn je. Nachdem nun mehrere Krankenhäuser und Gesundheitszentren ihre Pforten schließen mussten, warnen die UN vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Es fehlen Medikamente und Personal. Etliche Fachkräfte verlassen das Land.
Nadine Fissl:
„Die Menschen, die für nph und St. Luc vor Ort tagtäglich noch immer alles geben, sind wahre Helden. Trotz allem kommen sie jeden Tag ins Krankenhaus und ins Kinderdorf. Alles, um ihren Beitrag zur Verbesserung der Lage von Kindern und Familien zu leisten.“
Auch Nothilfeleistungen werden immer schwieriger. Inzwischen mussten über 350.000 Menschen ihr Zuhause verlassen. Die Situation ist undurchsichtiger denn je. Seit der Befreiung von fast 4.000 Gefängnisinsassen ist das Sicherheitsrisiko auf den Straßen enorm gestiegen und Lebensmittel und Wasser werden immer knapper. Beides kann nph jedoch weiterhin verteilen.
Nadine Fissl:
„Wir können die schreckliche Lage im Land gerade nicht ändern, aber wir können sie für einzelne Familien ein großes Stück besser machen und Hoffnung verbreiten. Das ist in dieser Krise gerade viel wert.“
Die Bemühungen vor Ort werden größtenteils durch Spenden finanziert.