Rund 120 Liter Wasser verbrauchen die Bundesbürger täglich im Durchschnitt fürs Duschen, Kochen, Spülen oder Trinken. Noch ist Deutschland ein wasserreiches Land. Doch durch den Klimawandel könnte sich das in den nächsten Jahrzehnten ändern. Weltweit haben schon heute rund 750 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Im Weltwasserbericht 2015 der UNESCO ist ausgeführt, dass der globale Wasserbedarf bis 2050 um mehr als 55 Prozent ansteigen wird. Gründe sind der Klimawandel, das Wachstum der Weltbevölkerung und der steigende Wasserbedarf von Privathaushalten, der Landwirtschaft und Industrie. Trifft diese Vorhersage ein, würde der Bedarf an Wasser mehr als 40 Prozent höher sein als die verfügbaren Ressourcen. „In den Ländern des Südens kann man schon heute den Verteilungskampf ums Wasser spüren“, sagt Heiko Seeger, Vorstand NPH Kinderhilfe Lateinamerika, Karlsruhe. Prognosen unterschiedlicher Experten, darunter der Vereinten Nationen (UN), gehen davon aus, dass in einigen Jahrzehnten auch Länder in Mittel- und Südeuropa von Trockenheit und Dürre betroffen sind. Klimaphänomene wie der derzeitige El Niño verstärken solche Dürreperioden noch oder führen zu heftigen Überschwemmungen. „In den nächsten Jahrzehnten wird der Kampf ums Wasser zunehmen“, glaubt Seeger.
Die Erde gilt als blauer Planet. Wasser gibt es eigentlich genügend. Doch nur 2,5 Prozent des Wassers auf der Erde sind Süßwasser. „Mit dieser knappen Ressource gehen wir alles andere als sparsam um“, sagt Heiko Seeger. Damit ein Verbraucher ein 150 Gramm schweres Rindersteak essen kann, braucht es laut UN 2025 Liter Wasser, bei 100 Gramm Gemüse sind es immerhin noch 20 Liter. Rund 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs entfallen auf die Landwirtschaft, 20 Prozent auf die Industrie und zehn Prozent auf Privathaushalte. „Wasser ist ein Menschenrecht, deshalb müssen wir das weltweite Wassermanagement verbessern und dafür sorgen, dass alle Menschen Zugang zu dieser Ressource erhalten, nicht zuletzt deshalb, um die Nahrungsmittelsicherheit zu garantieren und wasserbedingte Flüchtlingsbewegungen zu vermeiden“, sagt Seeger.
Durch den Klimawandel, so warnen Experten, wird sich die Zahl der Menschen, die unter Wassermangel leiden, deutlich erhöhen. Ende des Jahrhunderts könnten, so Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), mehr als zwei Milliarden Menschen vom Wassermangel betroffen sein. Am härtesten trifft es die Armen in Entwicklungsländern. Sie leiden schon heute unter Katastrophen wie langanhaltenden Dürreperioden, Wirbelstürmen oder Überschwemmungen. Durch den Klimawandel werden solche Katastrophen noch häufiger auftreten. Wetterphänomene wie der derzeitige El Niño verschlimmern die ohnehin schon prekäre Situation. Vor allem in den Ländern des Südens kommt es zu Missernten, Hunger und Seuchen als Begleiterscheinung dieser alle zwei bis sieben Jahre auftretenden Wetteranomalie. Die UN schätzt, dass rund 50 Millionen Menschen in Afrika, Asien, den Pazifikinseln und Lateinamerika auf humanitäre Hilfe angewiesen sein werden. „Allein im Trockengürtel in Zentralamerika und der Karibik brauchen in absehbarer Zeit rund 10 Millionen Menschen die Unterstützung der Weltgemeinschaft. Der Klimawandel und El Niño verstärken den Wassermangel, führen zu Nahrungsmittelknappheit und damit zu Konflikten um die geringeren Ressourcen“, führt Heiko Seeger aus. Prognosen von Wetterexperten besagen, dass El Niño noch bis ins zweite Quartal 2016 hineinwirkt. Die Folgen für die Menschen – die Hungersnot wegen der zerstörten Ernten - werden allerdings noch viel länger andauern.
Das christliche Kinderhilfswerk nuestros pequeños hermanos setzt sich in seinen Projektländern in Lateinamerika und der Karibik für nachhaltiges Wirtschaften ein – auch in punkto Wasser. In den zehn Kinderdörfern in Bolivien, der Dominikanischen Republik, Guatemala, El Salvador, Haiti, Honduras, Mexiko, Nicaragua und Peru sorgen Wasseraufbereitungsanlagen für das saubere Trinkwasser der mehr als 3.400 Mädchen und Jungen. Durch dezentrale Abwasserbehandlung wird das Abwasser gereinigt und kann zum Bewässern oder Düngen in der Landwirtschaft wiederverwendet werden. Im Kinderdorf in Nicaragua wird derzeit mit Unterstützung aus Deutschland die Abwasseranlage ausgebaut und soll nach Fertigstellung eine Modellfunktion für das gesamte Land haben.
In Haiti, wo Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und deshalb hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind, bringt nph das Wasser in Tanklastwagen zu den Durstigen. Mehr als 80.000 Liter Trinkwasser geben nph-Mitarbeiter täglich an Bewohner von Armenvierteln aus. Das Wasser stammt von einer eigens gebauten Wasserstation, die auch von anderen Organisationen und Unternehmen genutzt wird. Da diese Art der Wasserverteilung zwar wichtig ist, aber wenig nachhaltig, haben nph und die Schwesterorganisation Fondation St. Luc damit begonnen, in den Slums von Port-au-Prince und anderen, vor allem ländlichen Gebieten, Solarbrunnen zu bauen. Die Brunnen gehören zu nph-Schulen, können jedoch auch von der Bevölkerung genutzt werden. „Wir können jeden Tag rund 20.000 Liter sauberes Wasser pumpen. Die Energieerzeugung ist umweltschonend, der Betrieb nachhaltig und die Kosten für Betrieb und Wartung sind gering“, sagt Heiko Seeger. Von den 29 Schulen, die nph in Armenvierteln und ländlichen Gebieten in Haiti betreibt, konnten bislang vier mit Brunnen ausgestattet werden. Ein fünfter soll möglichst schnell folgen. Hierfür sammelt das christliche Kinderhilfswerk derzeit Spenden. Das Gute dabei ist, dass jede Spende von einem Unternehmen verdoppelt wird. Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE06 6602 0500 0000 120 00, BIC: BFSWDE33KRL oder https://www.nph-kinderhilfe.org/wasser/.
Zum Interview mit dem Arzt und Pater Richard Frechette zum Thema Wasserversorgung in Haiti.
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