Am vergangenen Sonntag wurde Erika Verena Jenni am Strand von Monterrico in der Provinz Santa Rosa, Guatemala, von Unbekannten erstochen. Die Schweizerin arbeitete seit mehr als acht Jahren als Freiwilligenkoordinatorin im Kinderdorf von nuestros pequeños hermanos (nph) in San Andrés Itzapa, im Regierungsbezirk Chimaltenango. Dort setzte sich die 53-Jährige für Waisen und Not leidende Kinder ein. „Die gesamte nph-Familie ist tief erschüttert und traurig über diese sinnlose Gräueltat. Wir sind in Gedanken bei Erika und ihrer Familie und beten für Gottes Trost“, sagt Guido Muehlemann, Geschäftsführer NPH Schweiz / Unsere kleinen Brüder und Schwestern, Zürich. Guatemala hat neben Honduras und El Salvador eine der höchsten Gewaltraten in Lateinamerika.
Vor mehr als acht Jahren kamen Erika Jenni und ihr Ehemann Sandro als Freiwillige ins nph-Kinderdorf nach Guatemala. Eigentlich sollte der Aufenthalt nur ein Jahr dauern. Doch die Beiden verliebten sich sowohl in die Kinder als auch das Land und beschlossen noch länger in Guatemala zu bleiben, um dort Kindern in Not beizustehen. Aus einem Jahr wurden mehr als acht. Während der ganzen Zeit kümmerte sich Erika Jenni um Freiwillige aus vielen Ländern der Erde, die sich im Rahmen ihres Freiwilligenjahres unter anderem als Therapeuten, Lehrer oder Mediziner im Kinderdorf einbrachten. Für die 290 Mädchen und Jungen, die im Kinderdorf leben, wurde die Schweizerin zu einer „Ersatzmutter“. „Die Kinder, Kollegen vor Ort und die 24 Freiwilligen, die derzeit im Kinderdorf leben und arbeiten, stehen unter Schock“, schildert Guido Muehlemann die Gefühlslage. „Aus der Schweiz haben wir momentan eine Freiwillige vor Ort."
Erika Jenni und eine Gruppe von Freiwilligen waren am Wochenende zum Strand nach Monterrico gefahren, um sich in ihrer knappen Freizeit vom anstrengenden Arbeitsalltag im Kinderdorf zu erholen und neue Kraft zu schöpfen. Der Strand von Monterrico ist einer der beliebtesten Strände in Guatemala. Zu der Gewalttat kam es in der Nacht von Samstag auf Sonntag, als Erika Jenni sich kurz alleine am Strand aufhielt.
Gewalt gegen Frauen und Kinder gehört in vielen Ländern Lateinamerikas zum Alltag. Deshalb bereitet nph die Freiwilligen, die in eines der neun Projektländer nach Bolivien, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Mexiko, Nicaragua und Peru reisen, bestmöglich auf ihren Aufenthalt vor. In Schulungen, Gesprächen und durch Tests werden sie für wirtschaftliche, gesellschaftliche, soziale und kulturelle Themen ihrer Gastländer sensibilisiert. „Diese Vorbereitung ist ein wichtiger Bestandteil des nph-Freiwilligenprogramms. Doch eine hundertprozentige Sicherheit gibt es leider nicht“, sagt Guido Muehlemann. Erika Jenni wird voraussichtlich in den nächsten Tagen in die Schweiz überführt und dort im Kreis ihrer Familie beigesetzt. Auch in den elf nph-Kinderdörfern werden in den kommenden Tagen Gedenkgottesdienste für sie durchgeführt.
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